Wenn man an eine Gehhilfe für Senioren denkt, kommt einem im ersten Augenblick wahrscheinlich der Rollator vor. Eine Gehhilfe mit Rädern, einem Sitz für unterwegs, Korb oder Einkaufstasche und in einer mehr oder weniger stabilen Ausführung. Obwohl ich nichts gegen den Rollator sagen möchte: Er ist zweifellos eine der wichtigsten Erfindungen der letzten Jahre. Draußen beim Einkaufen, Spazierengehen oder sogar beim Wandern leistet er gute Dienste, aber immer öfter wird diese mobile Gehhilfe auch innerhalb der Wohnung eingesetzt.
Und das ist meiner Meinung nach nicht immer zwingend notwendig.
Gehhilfe in der Wohnung
Denn zu Hause, in der Wohnung oder auch im eigenen Haus, ist ja oftmals nicht so viel Platz vorhanden wie in der freien Natur. Auch die ganzen Extras, die ein moderner Rollator bietet, sind in der Wohnung eher nicht erforderlich. Ein Sitz zum Beispiel oder ein Einkaufskorb. Nun ja, der Sitz ist manchmal gar nicht so verkehrt, wenn es sich bei dem Rollator um ein absolut wasserdichtes Modell handelt. Dann kann man ihn mitnehmen in das Badezimmer und in der Duschkabine im Sitzen duschen. Aber das sind doch eher die Ausnahmen.
In der Wohnung geht es doch darum, sich zwischen verschiedenen Zimmern wie Küche, Wohnzimmer, Bad und Schlafzimmer zu bewegen. Und ist da immer unbedingt eine rollende Gehhilfe notwendig?
Wenn man nicht gleichzeitig etwas zu transportieren hat, reicht vielleicht ein einfacher Gehstock. Gelegenheiten, sich rechts und links etwas festzuhalten sind ja in der Wohnung reichlich vorhanden, und auch eine Stütze bietet ein Gehstock.
Ich will jetzt niemanden den Rollator in der Wohnung vermiesen, es gibt sicherlich viele Menschen, bei denen es ohne nicht mehr geht. Aber viele andere lassen sich zu schnell vom Komfort blenden: Es ist halt einfacher, mit einem Rollator durch die Wohnung zu gehen, als mit einem Gehstock.
Moderne Mobilität im Alter
Ich habe selbst oft mit Menschen zu tun, die wegen der Gehschwäche, auf eine Gehhilfe angewiesen sind. Aus dem eigenen Familienkreis und da fällt dann auf, daß man sich aus Bequemlichkeit für die Gehhilfe entscheidet, die zwar nicht unbedingt notwendig ist, aber am leichtesten zu handhaben ist.
Das beste Beispiel ist der elektrische Scooter für Senioren. Wer diesen einmal genutzt hat, der wird wahrscheinlich nie wieder mit einem Rollator zum Einkaufen gehen. Obwohl er es körperlich noch könnte: Der elektrische ist eben viel bequemer als ein Rollator und man braucht weniger kraft und Ausdauer. Das Ergebnis ist allerdings, daß der Körper noch viel mehr erschlafft, weil man die anstrengende Bewegung vermeidet. Irgendwann wird das dann gar nichts mehr mit dem Laufen: Dank moderner Technik wird alles nur noch im Sitzen erledigt.
Für die Gehhilfe zu Hause übertragen bedeutet das: Wenn es geht, nutzen Sie die modernen Gehhilfen nur so weit, wie es unbedingt sein muß! Wenn Sie noch einigermaßen gut zu Fuß sind, nehmen Sie einen Gehstock! Dabei werden viel mehr Muskeln beansprucht und trainiert, als wenn Sie mit dem Rollator jeden kleinen Gang machen, wo es gar nicht notwendig ist.
Wenn allerdings die Grenze erreicht ist, wo Sie mit dem Gehstock zu unsicher werden, müssen Sie natürlich eine andere Gehhilfe wählen. Aber bitte immer erst, wenn es gar nicht mehr anders geht!